Unsere Hunde und Wir – Woche 45/2020

Warum springt mein Hund meinen Besuch immer an?

Tja, die Antwort ist so einfach…weil er es kann 🙂

Denken wir mal an den ersten Tag, an dem unser Welpe unsere Welt betreten hat. Hat er da jemanden angesprungen? Nein, wird bei den meisten die Antwort lauten und das ist auch normal. Denn da ist er neu, kennt niemanden, ist gerade seinem gewohnten Umfeld entrissen worden und weiß noch nicht, wo sein Platz in dieser neuen Welt ist. Er schaut sich das Ganze also erstmal aus sicherer Entfernung an. Wie sind seine neuen Menschen so, wie verhalten sie sich. Was darf ich und was nicht. Nach wenigen Tagen Eingewöhnung kommt die Oma zu Besuch. Und weil unser Hündchen ein neugieriges Kerlchen ist und die Oma so einladend „ach wo ist denn der Kleine?“ ruft, sich runterbeugt und die Arme in seine Richtung streckt, denkt er sich, ach da geh ich mal schauen, was die so für mich hat. Und siehe da, wenn er an ihr hochklettert, findet sie es toll, lacht und streichelt ihn. Und sofort lernt unser kleiner Welpe, Anspringen lohnt sich auch beim Menschen, denn das hat er auch bei seiner Mutter gemacht, nämlich um Futter zu erbetteln. Futter gibt es zwar nicht. Aber es kann ja noch werden :-). Und so versucht er es beim nächsten Besuch wieder. Er läuft entgegen, bekommt sofort einen liebevollen Blick, wird angesprochen und gestreichelt. Er lernt also, daß die fremden Leute nur wegen ihm vorbeikommen und sich ihm auch sofort zuwenden, wenn er um die Ecke kommt. Wenn es mal einer nicht sofort macht, springt er ihn an und sofort blickt die Person zu ihm…ein neuer Erfolg. Ihr seht schon, es braucht nicht viel, meinem Hund das Anspringen beizubringen.

Nun ist das ja nicht so einfach, dem Besuch mitzuteilen, daß sie den süßen kleinen Fratz, der da so unbeholfen auf sie zuwackelt nicht anzuschauen, zu streicheln oder anzusprechen, wenn sie durch die Tür treten. Aber genau das müssten alle machen. Erst, wenn die Menschen sich begrüßt haben, ist Zeit für die Vierbeiner. Würden wir das vom ersten Tag an alle so machen, würden die Hunde niemanden anspringen. Warum auch? Lohnt es sich doch nicht.

Auf der Straße bei einem Zusammentreffen mit einem Bekannten mit Hund ist es genau das Gleiche. Viele Menschen, und da nehme ich mich nicht aus, schauen automatisch zum Hund, denn viele springen einen an und da will man gewappnet sein. Ich muss mich richtig zwingen, es nur aus den Augenwinkeln zu tun. Das ist menschlich, fast schon ein Reflex. Eine unbewußte Handlung. Und das ist auch schon die erste Belohnung für das hundische Handeln. Manche sehen das, aus mir unerfindlichen Gründen, ja nicht besonders schlimm. Aber wie würden die das finden, wenn ich frontal auf sie zurenne, sie  anhüpfe und mich wie ein Äffchen an sie klammere, kräftig durch die Haare wuschel und einmal quer übers Gesicht lecke? Haben Sie gelacht? Ich finde die Vorstellung auch komisch, aber beim Hund lassen wir genau das zu…Warum?

Ich höre auch viele teils wirklich erfinderische Ausreden. Keine davon hat eine Daseinsberechtigung. Anspringen ist schlicht unhöflich und wird auch dadurch nicht schöner, weil es ein tapsiger, wuscheliger Welpe ist. Der kleine wuschelige Welpe wird vielleicht mal ein Königspudel und legt dem Besuch mit einem halben Jahr schon fast die Pfoten auf die Schultern beim Anspringen. Das weiß die Oma aber noch nicht. Ihr Kommentar wird dann sein: „Der ist aber unerzogen!“

Da sage ich aber einfach mal „Danke Oma, daß hast du gut gemacht!“

Na gut, alles kann man der Oma oder dem Besuch nicht in die Schuhe schieben, denn schließlich haben wir es ja erlaubt und wir sind Hundis erster Ansprechpartner, Vorbild in allen Lebenslagen und wir legen die Weichen, was er darf und was nicht.

Wenn man alles richtig machen will, kann man nur Fehler machen. Denn daraus lernt man bekanntlich. Nun ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Was tut man also jetzt dagegen. Und auch hier ist die Antwort denkbar einfach. Ab sofort ist der Hund bei jeder erdenklichen Begegnungssituation die Nummer 2. Er darf für eine sehr lange Zeit einfach nicht mehr selbst entscheiden, zu wem er geht. Man kann es dem Hund leider nicht erklären, nur immer wieder zeigen. Und erst sehr viele Wiederholungen festigen das gewünschte Verhalten. Er soll lernen, erst ich, dann er. Am Besten sichert man bewußte Begegnungen immer mit einer Leine. So hat man mehr Kontrolle. Sobald sich die Begrüßung erledigt hat, der Besuch in der Wohnung ist, kann man die Leine wieder abmachen. Meist haben die Hunde den Besuch dann schon aus der Ferne gerochen und eingeschätzt und sind nur noch mäßig an diesem interessiert. Kein Streß, eine dankbare Oma und ein ruhiger entspannter Hund sind ein lohnenswertes Ergebnis für dieses doch sehr langwierige Training. Wir nennen das Begrüßungsübung und lernen das schon in der ersten Stunde im Welpenkurs. Und jetzt, viel Spaß beim Üben!

Danke fürs Lesen und bis zum nächsten Mal.

Eure Katja

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