Unsere Hunde und Wir – Woche 36/2024

Meine Hündin, ein Beagle, ist aktuell 1 1/2 Jahre alt. Sie ist also körperlich schon erwachsen, aber geistig noch weit davon entfernt. Diesen Urlaub musste ich das deutlich erkennen. Wir sind leidenschaftliche Camper und bleiben kaum länger als 2 Nächte an einem Ort. Alles was man zu Fuß von da erkunden kann, ist erledigt und wir reisen weiter. Am Strand liegen oder am Camper nichts tun, ist für mich eigentlich ein Strafe. Ich will Land und Leute kennenlernen. Ich brauche Bewegung und wechselnde Eindrücke.

Unser und auch das Hirn des Hundes muss Zeit haben, gemachte Eindrücke zu verarbeiten. Je älter der Hund, desto mehr Eindrücke hat er irgendwann schon einmal gemacht und braucht dann nicht mehr so lange, um damit umzugehen. Je jünger, desto länger braucht er also, um die Eindrücke zu verarbeiten. Und dann gibt es die Hunde, die schon recht schnell filtern können, was wirklich interessant ist und jene, wie eben meine, die jeden Eindruck aufsaugen und verarbeiten wollen/ müssen. Sie brauchen einfach Zeit, um zu lernen, was man übergehen kann.

Zu Hause bekommt man Routine. Man geht täglich Gassi und irgendwann wiederholen sich die Strecken und damit auch die meisten Eindrücke. Damit lernt der Hund schnell, wo er sich entspannt auch mal gehen lassen kann und wo er aufpassen muss. Im Urlaub allerdings ist alles neu. Nun ist mein Beaglemädchen an allem interessiert, kein Mensch, kein Hund, kein Grashalm kann uns passieren, ohne daß man davon Notiz nehmen muss. Und so war es, daß wir manchmal schon nach einer kurzen, und ich meine kurze Morgenrunde, eigentlich schon genug Eindrücke für den ganzen Tag gesammelt hatten. Schon eine halbe Stunde war für sie eine geistige Weltreise. Und der Wind an der See tat sein übriges. Teilweise war sie richtig kirre, wenn es stark windete. Einzig ihr Schlafplatz im Camper, der inzwischen zur Sicherheitszone geworden ist, brachte sie runter, wenn ich mit drin lag. Nun könnt ihr Euch denken, daß man bei 30 Grad nicht so gerne stundenlang im Camper liegt. Aber auf der Wiese im Schatten davor, war eben schon wieder so viel los. Die vielen Leute die auf dem Platz zur Sanitäranlage laufen, die Nachbarn die sich nur auf ihrem Stuhl beim Lesen bewegten, der Schmetterling der vorbeiflog usw. Ich könnte unendlich aufzählen, was sie dazu brachte, die Augen nie zu schließen und wenigstens zu dösen. Je mehr solche Eindrücke sie aufnahm, desto weniger adäquat konnte sie mit schweren Situationen umgehen. Konnte sie am morgen noch an einem Hund ohne einen Ton vorbeigehen, wurde er mittags schon angebellt. Sie konnte eben nicht mehr ruhig und gelassen bleiben, weil sie innerlich schon kochte. Nicht von dem Hund, sondern von Allem. Aber woher kommt das? Ihr habt es vielleicht schon rausgelesen, aber geschlafen, hat sie nur zu „erzwungenen“ Zeiten. Wir haben gemeinsam Mittagsruhe oder Nachtruhe gehalten. Im Schlaf verarbeitet unser Hund alles, was er so erfahren hat. Zu wenig Schlaf bedeutet zu wenig Zeit zum verarbeiten. Wie bei einem Drucker stehen also die Daten in Schlange, um gedruckt, in unserem Fall verarbeitet zu werden. Bei uns ist es ähnlich. Noch vor dem Urlaub, von der Arbeit und allem was so unser Leben begleitet geschafft, sind wir schneller in Rage, wenn zB. ein Auto vor uns unangemessen fährt und tun das lautstark kund. Nach dem Urlaub, wenn unser Körper genug Zeit hatte, wieder auf Null zu fahren, können wir darüber nur lächeln. Gestresst und mit zu wenig Schlaf, können wir nervlich viel weniger aushalten, als entspannt und ausgeschlafen.

Wie kann ich das dem Hund beibringen? Was ändern?

Ich habe den Urlaub vorerst abgebrochen. Nach 9 Tagen sind wir wieder heim gefahren. Im Urlaub selbst habe ich einen Tag etwas unternommen und am nächsten absolute Ruhe versucht. Je nach Umgebung kann das schon helfen. Ist man beispielsweise in einer Ferienwohnung, kann man den Hund so aus der Umwelt holen, daß er sehr viel schneller zur Ruhe kommt. Beim Camping wird da viel mehr verlangt und es ist viel schwerer, ihn dort zu separieren. Also ab nach Hause und erstmal wieder entspannen. Den restlichen Urlaub machen wir von zu Hause aus Kurzausflüge. So hat Lana Zeit, sich daheim wieder zu entspannen und ausreichend zu schlafen. Mit der Zeit und vielen kurzen Campingversuchen, wird sie lernen, wann und wo es sinnvoll ist zur Ruhe zu kommen. Das braucht Zeit, beim Einen mehr, beim Anderen weniger.

Falls ihr denkt, na dann lauf halt solange, bis der Hund müde ist. Das ist absoluter Quatsch. Je hibbeliger, unaufmerksamer, wegen der vielen Eindrücke überforderter der Hund mit jedem gelaufenen Meter wird, desto mehr zieht er an der Leine, bellt usw. Er ist so drüber, daß er sich nicht mehr konzentrieren kann. Nicht will! Er kann es einfach nicht! Somit habt ihr bei Zeiten keine Lust mehr, weil Euch die Kraft im Arm ausgeht. Das ständige Ziehen und Bellen geht Euch an die Nerven und auch ihr könnt dem Hund gegenüber nicht mehr gelassen reagieren. Etwas das er aber braucht. Führung! Sicherheit! Adäquates Vorleben! Und Spaß nicht zu vergessen. Das ist ein Kreislauf, der nicht aufzuhalten ist. Also Abbruch, besser planen und immer den Entwicklungsstand des Hundes beachten. Dann wird auch der Urlaub schön :-).

Genießt jede Minute mit Euren Vierbeinern und danke fürs Lesen!

Eure Katja

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

 

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.