Kaum etwas ist so erfreulich, wie einen kleinen Welpen im Arm zu halten. Vor allem wenn er schläft. Darf ich vorstellen, Lana 8 Wochen.
Dieses hilflose kleine Wesen braucht unseren Schutz. Gerade noch bei der Mutter und einigen Geschwistern, ist er nun ganz allein und mit uns Fremden in eine unbekannte fremde Zukunft unterwegs. Müsste ich das erleben, wäre ich verunsichert. Wünschte mir eine Schulter zum anlehnen, vielleicht sogar eine Decke, unter die ich kriechen kann und unter der ich hervorluge, wenn mich die Neugier treibt. Ähnlich bei besonders gruseligen Filmen, wenn ich nicht hinschauen kann und mir ein Kissen vors Gesicht und die Ohren zu halte und hervorluge, ob die Szene schon vorbei ist. Nun fährt das Würmchen vielleicht das erste Mal Auto und ein Unwohlsein macht sich breit. Und nach einiger Zeit, oder auch Stunden, kommt es daheim an. Unser Heim. Da sind oft noch mehr Menschen und alle kommen ganz nah ran, tätscheln und bequatschen den Welpen. Und dieser denkt sich nur…puh, wo bin ich da hingeraten? Wäre es da nicht besser gewesen, erstmal einen oder 2 Tage nur wenige Menschen, Menschen mit denen er seine Zukunft verbringt, zu sehen und kennenzulernen? Ich würde sagen: “ Ja!“ Hat man allerdings eine große Familie, mit mehreren Kindern, wäre das Anschauen des Hundes mit eben all jenen vor dem Einzug, bei den Züchtern wünschenswert. Dann hat der Welpe nämlich noch den Rückenhalt der Mutter, um damit klar zu kommen und kennt alle schon, wenn er im neuen Heim ankommt.
Für uns ändert sich auch plötzlich alles! Alleine duschen? Alleine Zähne putzen? Wäsche waschen? Alleine aufs Klo? Fehlanzeige. Der Welpe kann ja noch nicht allein bleiben, weiß noch nicht, wo sein Platz ist. Nah dran ist oft das Sicherste. So wie bei mir, hat sichs Lana bei meinem kurzen Pipigang einfach in der Hose bequem gemacht. Ich schwöre, daß hat nur eine Sekunde gedauert und ich hatte nicht damit gerechnet. Alleinbleiben muss nun kleinschrittig und mühsam gelernt werden. Aber hier spielt auch das Alter des Welpen eine Rolle. Ich bekam Lana mit 8 Wochen. Sie ist deutlich anhänglicher als meine vorherigen Welpen, die ich beide mit 12 Wochen bekam. Die 4 Wochen sind ein solcher Entwicklungssprung, da sind sie schon so viel selbstsicherer, als Lana im Moment, da war auch der Klogang ohne Hund schneller gelernt.
Um Welpen zu beschäftigen werden alte Kinderspielzeuge mobilisiert. Auch wenn der Teddy erstmal etwas groß erscheint, schläft es sich doch sehr gut darauf. Und die einfachsten und besten Spielzeuge hat man im Haus. Da gibt es die übrigen Socken aus der Waschmaschine, die man einfach ineinander stülpt und beidseitig einen Knoten reinmacht, das Plastikei aus dem großen Osterkinderüberraschungsei, zu groß um es zu zerstören, aber toll um unkontrolliert durch die Wohnung gekickt zu werden oder eine leere kleine Plastikflasche aus der man Leckerlis rausholen kann. Egal was, Hundi ist jeweils nur kurz interessiert und findet, wie bei kleinen Kindern, gleich das Nächste, daß man prima anknabbern kann.
Lana ist noch so klein, daß es leichter fällt, sie im Arm zu halten, während sie einschläft und sie erst dann auf ihr Bett zu legen. Das dauert kaum 2 Minuten, aber danach schläft sie schon mal 1 – 2 Stunden entspannt. Legt man sie gleich in ihr Bett, dreht sie unter Umständen so richtig auf und bekommt sogar einen Wutanfall, weil sie sich eben nicht allein dort entspannen kann. Nicht jeder Welpe ist so, weiß ich es ja von meinen vorherigen. Aber Lana ist da recht speziell. Sie hat wenig bis keine Frustrationstoleranz und bildet sie sich etwas ein, muss es auch passieren, wenn ich auch nicht immer genau erkenne, was sie denn nun eigentlich jetzt gerade will – spricht ja noch nicht mit mir 🙂
Im Erkunden ihres Gartens ist sie schnell sehr mutig geworden. Jede Ecke, Lücke, Loch wird erkundet, durchschritten – jeden Zentimeter müssen wir sichern, damit sie nicht beim Nachbarn landet. Spannend sind die vielen Blumen, Sträucher und vor allem Blätter und Stöckchen, die überall rumliegen.
Ich wusste gar nicht, wie groß unser Spielplatz Garten ist und welch mächtiger Gegner der Garten beim Abruftraining sein kann. Vor der Haustür dagegen wartet die große weite Welt. Zu groß für einen 8 Wochen alten Welpen. Jeden Tag erkunden wir eine weitere kleine Ecke der Straße. In 2 Wochen haben wir etwa 200 Meter Umkreis erkundet und sind mit dem Auto etwas an den Waldrand gefahren, um Heimatfremde Umgebung zu üben.
All das ist für mich, trotz das ich schon lange Trainerin bin, wieder neu. Meine letzte Hündin war 16 Jahre alt. Eine Seele von Hund und perfekt in mein Leben integriert und angepasst. Bei meinen Kunden sehe ich die Welpen immer nur mal eine Stunde. Aber 24/7 ist einfach eine ganz andere Welt mit allen Höhen und Tiefen. Spannend, lehrreich, witzig, nervenaufreibend und auf jeden Fall jede Minute meines Lebens wert, es erleben zu dürfen! Liebe Hundefreunde, ich sage nicht einfach, daß ich Euch verstehe, wenn Euer Hund dies oder das macht. Ich weiß es ganz genau und glaubt mir, mir geht es genau wie Euch. Auch wenn ich weiß, wie man es macht, versucht mein Hund alles, wie auch Eurer, ob für ihn nicht doch mehr drin ist, als ich ihm zugestehe und damit muss auch ich jeden Tag um meinen Platz in unserer Lebensgemeinschaft kämpfen. Lana testet jeden Tag, aus welchem Holz ich geschnitzt bin und das noch, für einige Monate.
Bleibt gelassen! Bleibt entspannt!
Bis bald
Eure Katja